Holz oder Stein

[DEB]

Wenn man sich mit der Thematik Passivhaus beschäftigt und das Internet durchstöbert trifft man durchaus auf erfahrene Unternehmen aus diesem Bereich. Wenn auch die Auswahl noch recht dürftig ist.
Die von diesen Unternehmen gebauten Häuser sind fast ausschließlich auf Holzrahmen basierend. Massiv gebaute Passivhäuser sind die Ausnahme.
Was ist der Grund hierfür? Gibt es faktische Nachteile die ein massiv gebautes Passivhaus gegenüber einem Holzrahmenhaus hat?

Es entsteht der Eindruck, dass die Holzrahmenbauer Angst davor machen wollen ein Massivhaus zu bauen. Ist dies ein rein wirtschaftliches Interesse oder gibt es Gründe?

Argumente die wir gehört haben sind:
- Feuchtigkeit im Massivhaus
- längere Amortisation

Hat jemand ähnliche Erfahrungen oder kann Argumente für oder gegen eine Bauform liefern?

[Brüggemann]

In Bezug auf die Frage Holzbau/Massivbau

Die wichtigen Anforderungen an die Luftdichtigkeit und Wärmebrückenfreiheit für ein Passivhaus sind in der Holzrahmenbauweise technisch einfacher zu realisieren.
Z.B. liegen Blower-Door-Testergebnisse im Holzrahmen-Passivbau meist unter dem geforderten n-50 Wert von 0,60. Dies ist natürlich auch schon ein entscheidener Vorteil bei der PHPP-Berechnung, wenn man dort für die Planung bei der Luftdichtigkeit schon einen Wert von z.B. 0,40 eintragen kann.
Bei den Wärmebrücken hat der Baustoff Holz den entscheidenen Vorteil, das aufgrund seiner niedrigen Wärmeleitfähigkeit die Wärmebrückenwirkung ausgesprochen gering ist. Typisch für den Holzbau ist es auch, Wärmebrücken zu überdämmen und so weitgehend frei von Wärmebrücken zu bauen, z.B. indem über den Holzständer außenseitig eine zweite Dämmschicht mit einer Holzfaserdämmplatte läuft.
Durch die werkseitige Vorelementierung im Holzrahmenbau kann auch die Wärmebrücke -Einbau der Fenster- bis auf äußerste minimiert werden. Die Passivhausfenster werden bereits im Werk montiert, dort können alle wichtigen Anschlüsse Fenster/Wand optimal ausgeführt und überprüft werden.

Holzrahmenbauten nehmen auch eine herausragende Position im Wärmeschutz ein. Im modernen Holzrahmenbau werden hochwertige Dämmungen zwischen den Ständerhölzern eingesetzt (Holzrahmenbauelemente bestehen zu mehr als 80% ihres Volumens aus Dämmung), ergänzt durch eine Zusatzdämmung auf der Außenseite der Bauteile enststehen so sehr gute U-Werte.
Z.B. eine Außenwand mit 30cm FJI-Holzständer, 30cm Gefachdämmung-040, außenseitig 6cm Holzfaserdämmplatte und innenseitig 1,5cm OSB-Platte hat einen U-Wert von 0,12 W/(m²K) bei einer Wandstärke von nur 37,5cm. Dieser Wandaufbau ist bei Einsatz des Dämmstoffes Zellulose auch diffusionsoffen, da auf eine Dampfbremsfolie verzichtet werden kann. Die Dampfbremse ist die OSB-Platte.

Der Holzrahmenbau ist Trockenbau, d.h. der Feuchteeintrag in das Bauwerk ist gering. Ein entscheidener Vorteil beim Einzug, ein Holzrahmenbau muss nach Bezug nicht "trocken geheizt" werden. Deshalb können Schränke und andere Möbelstücke auch schon sofort direkt an die Wände gesetzt werden.

Letztendlich sei aber gesagt, dass ein Passivhaus auch in Massivbauweise realisierbar ist. Wichtig ist es nur, einen Bauunternehmer zu wählen der bereits Erfahrungen im Bau von Passivhäusern hat.

[elan]

[Brüggemann]

Anbei ein paar Antworten zu den Fragen:

Zum Thema Brandschutz: Holzhäuser unterliegen den gleichen gesetzlichen Bestimmungen zum Brandschutz und werden genau so sicher gebaut wie Massivbauten. Im Holzrahmenbau werden durch die richtige Kombination der Bauteilschichten sowohl die Anforderungen an die Baustoffe als auch an den Feuerwiderstand der Bauteile erfüllt. Die tragenden Wand- und Dachelemente erfüllen aufgrund ihrer beidseitigen Beplankung mit Gipsbau- oder Holzwerkstoffplatten und der Hohlraumfüllung aus Dämmstoff meist ohne besondere Maßnahmen die übliche Brandschutzanforderung F 30-B. Mit zusätzlichen Beplankungen aus Gipsfeuerschutz- oder zementgebundene Spanplatten und geeigneter Dämmstoffe lassen sich problemlos Konstruktionen mit einer Feuerwiderstandsdauer von F 90-B erreichen. Diese ermöglichen sogar den Bau mehrgeschossiger Wohnungs- und Bürogebäuden.

Zum Thema Holzschädlinge und Holzschutz: Das sich Tiere durch Holzwerkstoffplatten (wie OSB- oder MDF-Platte) durchfressen ist nicht bekannt. Die Feinde des Holzes sind Pilze und Insekten. Die Aufgabe des Holzrahmenbau ist, ihnen mit konstruktiven Holzschutzmaßnahmen die Lebensgrundlage zu entziehen. Die Anforderungen des konstruktiven Holzschutzes sind in einer Norm zusammengefasst (DIN 68800) um sicherzustellen, dass kein chemischer Holzschutz mit all seinen Problemen notwendig wird. Denn Grundsätzlich gilt: Konstruktiv immer – chemisch nur wenn nötig. Im Holzrahmenbau können alle oder fast alle Hölzer ausreichend konstruktiv geschützt werden. Reichen baulich-konstruktive Maßnahmen alleine nicht aus, kann das üblicherweise verwendete Fichten- oder Tannenholz durch einheimische Hölzer mit höherer Dauerhaftigkeit ersetzt werden. Erst wenn alle diese Maßnahmen ausgeschöpft sind, ist ein vorbeugender chemischer Holzschutz für tragende oder aussteifende Bauteile erforderlich.

Zum Thema Keller: Ein Holzhaus hat in der Regel eine Bodenplatte aus Beton. Unter dieser Bodenplatte kann ein konventionell gebauter Keller sein - oder auch nicht.

Zum Thema Stauwasser/Boden: Zum Schutz der Bauwerke vor Feutigkeit und eindringendem Wasser müssen Holzrahmenbauwände im Erd- und Sockelbereich geschützt werden. Die Anforderungen sind in einer Norm zusammengefasst, DIN 18195 "Bauwerksabdichtungen". Es gibt im Holzrahmenbau sehr gute Deatils bzw. Ausführungen um einen Holzrahmenbau im Erd-/Sockelbereich zu schützen.

Zum Thema Stabilität: Holzhäuser unterliegen den gleichen baurechtlichen Anforderungen zur Statik und werden genau so sicher gebaut wie Massivbauten. Hinsichtlich der Tragfähigkeit und Haltbarkeit gibt es keine Einschränkungen bei Holzhäusern. Bezüglich der baurechtlichen Anforderungen sind zur Zeit Gebäude mit bis zu 4 Vollgeschossen problemlos zu realisieren.

Zum Thema Isolierungen der Zwischenräume: Die senkrechten Hölzer nennt man Ständer/Pfosten, die waagerechten Hölzer sind die Rähme/Schwellen. Das Gerüst dieser Hölzer wird beidseitig beplankt. Der Zwischenraum wird mit Dämmstoff ausgefüllt. Das können alle baurechtlich zugelassenen Dämmstoffe sein, wie z.B. Mineral- oder Steinwolle, Holzfaserdämmplatten, Hanfdämmplatten, Zellulosedämmung etc. Wichtig ist nur, dass der gesamte Wandaufbau aufeinander abgestimmt ist.

[ks*eco(plus)]

Interessante Informationen erhalten Sie u.a. unter http://www.massiv-mein-haus.de !

Infomaterial zu energieeffizienten Gebäuden aus Kalksandstein erhalten Sie auf unseren Seiten unter http://www.bmo-ks.de/service/infomateri ... euser.html !

Falls Sie Fragen dazu haben, treten Sie einfach mit uns in Kontakt: www.bmo-ks.de

[Brüggemann]

Netzwerktreffen „Zukunft Passivhaus“

Sehr geehrte Passivhausinteressierte,

am 20.10.2011 von 17.00 Uhr bis ca.19.30 Uhr
in Versammlungsraum I der Kreishandwerkerschaft Coesfeld (1. Etage)
Borkener Str.1, 48653 Coesfeld

wird sich das Netzwerk „Zukunft Passivhaus“ erneut treffen. Den Hauptvortrag mit dem Thema:

Massivbau contra Leichtbau
wird Herr Dr.-Ing. Heiko Winkler vom Ingenieurbüro agn Niederberghaus & Partner halten.
Immer wieder gibt es z. T. erbitterte Diskussionen, ob und wie sich die Masse eines Gebäudes auf die Behaglichkeit im Winter und im Sommer auswirkt. Dr. Winkler wird als Bauphysiker versuchen, Objektivität in die Diskussion zu bringen, und Ihnen ermöglichen, Fragen und Vorbehalte Ihrer Kunden zu beantworten.
Nach einer Begriffsbestimmung zu „Behaglichkeit“, „operative Temperatur“ und „Passivhaus“ wird Dr. Winkler folgende Schwerpunkte setzen:
 Behaglichkeit im Winter und im Sommer
 Wärmeeinträge über transparente und nichttransparente Bauteile
 Bedeutung des Sonnenschutzes
 Ergebnisse thermischer Simulationen
 Einfluss des Nutzerverhaltens
 Prüfung von Einzelparametern durch Messungen
 Vor- und Nachteile der jeweiligen Konstruktion

Die Veranstaltung ist wie immer kostenfrei. Bitte schicken Sie uns aber eine kurze Anmeldung per e-mail an: gabi.beerhorst@hwk-muenster.de.
Bitte besuchen Sie auch unsere Homepage http://www.passivhaus-euregio.eu. Unter dem Stichwort „Veranstaltungen“ finden Sie die Vorträge und Dokumentationen der bisherigen Fachtagungen, Netzwerktreffen und Exkursionen